Heute rede ich mal von meiner Faszination für die Schwarz-Weiß-Fotografie. Was ist denn das Besondere an einem Schwarz-Weiß-Foto? Es fehlt die Farbe. Haha, so simpel ist es nicht.
Beginnen wir anders. Die Menschen sehen die Welt in Farben. Schon als Kinder lernen wir bestimmten Farben Bedeutungen zuzuordnen. Zum Beispiel Rot steht für die Liebe, aber auch für Aggressivität. Oder nehmen wir Wärme, welches man auf einem Foto durch das Gelb-Orange eines Sonnenstrahls vermitteln kann oder Kälte durch das Blau des Meeres. Gefühle und Emotionen, die du sonst mit einem Farbfoto transportierst, müssen anders geäußert werden.
Probiere es mal aus: Wandel mal ein Foto in Schwarz-Weiß um.
Übermittelt es die gleiche Botschaft? Oder wird Schwarz-Weiß für ganze andere Situationen und Botschaften verwendet? Ich war letzte Woche beim Niederegger in Lübeck und habe für diesen Beitrag diese Fotos geschossen. Ihr seht sofort, was ich meine, manche Variationen passen einfach nicht.
Im White Wall Magazin habe ich diese passenden Zeilen zum Thema gefunden: "Die Ursprünge der Schwarz-Weiß-Fotografie liegen in den Anfängen der Fotografie selbst. Damals, bevor die Möglichkeit bestand, die visuelle Wirklichkeit farbgetreu wiederzugeben, hatte die Schwarz-Weiß-Fotografie keinen gesonderten Namen. Sie wurde als das bezeichnet, was wir heutzutage gemeingültig unter dem Begriff der Fotografie verstehen.
Bei Schwarz-Weiß-Aufnahmen richtet sich die Aufmerksamkeit vor allem auf das Spiel zwischen Licht und Schatten, auf Konturen, Formen und die Bildkomposition. Die beiden „Farbextreme“ schwarz und weiß stehen dabei in einem besonders starken Kontrast zueinander und lassen oftmals einen gewissen Hauch Nostalgie mitschwingen.
Die Schwarz-Weiß-Wirkung einer Aufnahme ist dabei zunächst einmal unabhängig von dem Motiv und lebt allein von der Reduzierung auf ihre Grautöne. Denn Farben lenken häufig vom eigentlichen Bild ab. Obwohl Farbaufnahmen näher an der Realität haften, entsteht oftmals der Eindruck, dass monochrome Motive die Wirklichkeit stärker zur Geltung bringen. Der Schwarz-Weiß-Fotografie wird aufgrund ihres Kontrastreichtums daher häufig eine unverfälschte Wirkung zugeschrieben.
Schwarz-Weiß-Fotografie bedeutet jedoch mehr als einer Aufnahme per Mausklick ihre Farbe zu entziehen. So gibt es etliche Aufnahmen, die in Farbe beeindrucken, umgewandelt in Schwarz-Weiß jedoch jeglichen Anreiz verlieren. Wer Schwarz-weiß fotografiert, muss deshalb in der Lage sein, die farbige Wirklichkeit bereits im Kopf zu einer schwarz-weißen Abstraktion derer umzuwandeln. Während der Aufnahme gilt es, Farben als Kontraste wahrzunehmen und Helligkeitswerte richtig einzuschätzen.
Diese Art der Fotografie erfordert einerseits ein gewisses fotografisches Talent, hat andererseits aber auch einen unglaublich ästhetischen Reiz. Um ein Schwarz-weiß-Foto zu entschlüsseln, bedarf es darüber hinaus mehr geistige Kapazität als es bei einer Farbfotografie der Fall ist. Durch die Konzentration auf die Aufnahme eines Motivs wird einer schnelllebigen Willkür entgegengewirkt, weshalb sich die Schwarz-Weiß-Fotografie inzwischen nach wie vor großer Beliebtheit erfreut."
Weniger ist meistens mehr
Hier habe ich je zwei Streetfotos aus Lübeck für euch. Einmal dominiert die blaue Brille der Frau und dann das sw-Foto, wo eher das Spiegelbild von mir in beiden Brillengläsern die Szene bestimmt. Oder die Raucherin mit der Blume im Rücken. Ohne das Bunte schaust du direkt in den starken Ausdruck der Frau.
Eine wuselige Szene, d.h. ein Foto auf dem viel zu sehen ist, wird in Schwarz-Weiß nicht zwangsläufig besser wirken. Es ist aber so, dass Schwarz-Weiß den Blick aufs Wesentliche richtet. Ein farbiger Hintergrund lenkt mehr vom Motiv ab, als einer, der nicht bunt ist. Einfach gesagt, ohne die Farben werden störende oder unwichtige Elemente ausgeblendet. Das ist dann auch Bildgestaltung. Es ist wenig zu sehen, aber das, was zu sehen ist, wird mit Schwarz-Weiß erst richtig zur Geltung gebracht.
Wollt ihr das auch mal probieren?
Es ist einfacher, wenn du die Kamera in den Schwarz-Weiß-Modus schaltest. Dann schau, wie die Szene auf dich wirkt. So bekommst du ein Auge für Töne und Kontraste. Mache wie ich oben zwei Fotos vom gleichen Motiv und spiel in der Nachbearbeitung z.B. mit dem Kontrast.
Bei Schwarz-Weiß Fotos geht es primär um das Einsetzen von Licht und um eine gute Komposition, bestenfalls auch noch eine Story zum Bild. Die Kunst ist es, den Schwerpunkt auf Licht und Schatten, also Kontraste und auf Linien, Strukturen und Formen zu legen. Wenn es besonders gelungen ist, dann ist ein pures Bild, die Essenz und nichts lenkt den Betrachter ab.
Ich finde Schwarz-Weiß-Fotografie ist einfach zeitlos. Es gab sie schon ewig und sie wird auch weiter Bestand haben. Ich persönlich möchte Fotos machen und Bilder zeigen, wie sie kein Anderer so sieht. Und das ist schon unglaublich faszinierend!
Mein sonntägliches weekly ist ein kurzer Newsletter mit dem, was mich bewegt hat, wo ich gewesen oder wer ich heute bin. Wer mag, kann weekly gerne teilen. Über ein Feedback hier unten auf der Seite oder persönlich per Mail freue ich mich sehr - 1001 Dank.
Summary
Black-and-white photographs are primarily about the use of light and a good composition. The art is to focus on light and shadow, thus contrasts and to lay lines, structures and forms. If it is particularly successful, then it is a pure image, the essence, and nothing distracts the viewer. I think black and white photography is simply timeless. I personally would like to take photos and show pictures as no one else sees them. And this is incredibly fascinating!
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